Sonntag, 21. Februar 2010

Aufgemerkt und hingehört...

Zwei stürmische Bands aus deutscher Heimat haben diese Woche meine Lauschlappen erobert. Die erste kommt gar aus der (naja) näheren Umgebung, nämlich aus Ulm. Das Quartett nennt sich Benzin, kurz und knapp, und beabsichtigt, mit ihrem ange-punk-ten DeutschRock der Republik mächtig Dampf zu machen. Dazu braucht man Feuer, dafür wiederum Streichhölzer, und die liegen in'ner Schachtel. Deswegen heißt das neue, dritte Album ganz einfach „Streichholzschachtelmasterplan“. Noch 'nen Zacken schärfer gehen Betontod auf „GlaubeLiebeHoffnung“ zu Werke. Die Truppe aus Rheinberg hat den PunkRock im Blut, dürfte mit ihren straffen, kritischen Songs aber auch MetalFans ansprechen. SheMC, der Name deutet zielsicher auf ein anderes Genre hin, ist auch nicht auf's Maul gefallen und macht ihrem Ärger, ihrer Wut und teilweise Verzweiflung mittels Rap, oder deutschem Sprechgesang, auf „Shenesisch für Anfänger“ Luft. Die junge Dame aus NRW sollte man aber nicht mit Stoff á la Sabrina S. vergleichen, das ist anderes Terrain. Zumal SheMC gelegentlich schon mal SoftPop untermixt. Und „Sex sells“ ist ihr ebenfalls kein böhmisches Dorf. Tja, wie komm' ich jetzt nach Berlin. Mit der Bahn? Ich meine virtuell... Aus unserer Hauptstadt (viele behaupten jedenfalls, daß sie das wäre) kommen nämlich Samavayo. Die waren sogar schon bei MTV zugange. Die Frage, ob das 'ne Bedeutung hat, darf sich jeder selbst beantworten. Ich finde die Musik auf „One million things“ sehr interessant. Die Band legt die Latte mit der Behauptung, daß ihr „Fuel“ genannter Stil für Berlin eine ähnliche Bedeutung wie Grunge für Seattle hat, auch ziemlich hoch. Fakt ist, daß ihr Mix aus klassischem und besonders StonerRock, plus Electro, Pop, Blues, Jazz, ausgezeichnet funktioniert. Vielfältige Einflüße haben auch Billy & The Firm aus Israel vorzuweisen. Die mit einer echten (und noch dazu gutaussehenden) RockRöhre namens Billy Levy ausgestattete Band fabriziert Grenzen auslotenden IndieRock, der nicht nur an The Pixies oder Velvet Underground, sondern auch mal an Blondie oder Johnny Cash erinnert. Das Album, an dem Billy zwei Jahre gearbeitet hat, heißt „Thoughts from the lioness' lab“. Johnny Cash, Mann. Ja klar, da kommt doch demnächst, am 26. Februar, „American Recordings VI: Ain't no grave“ in die Läden. Das mein ich aber nicht. Bei Johnny Cash fällt mir nämlich Ike Reilly aus Illinois ein. „Hard luck stories“ ist zwar schon länger als offizieller Download erhältlich, kommt aber jetzt erst als echte Scheiblette in die Läden. Und die Songs darauf haben es echt in sich, denn Ike und seine Ike Reilly Assassination (kurz IRA) schrauben Folk, Rock und Singer/Songwriter-Material mit Country-Elementen zu nuscheligen Songs. Und lassen dabei niemals die Probleme der Welt links liegen. Bleiben wir gleich mal „drüben, in den Staaten“ und treffen uns mit Tom McRae. Falls er grade mal da ist, denn eigentlich ist der Mann Brite, pendelt aber ständig hin und her. Geographisch. Denn musikalisch ist McRae ziemlich ortsfest. „The alphabet of hurricanes“ ist beste Singer/Songwriter-Qualität mit Folk-Tendenzen, bittersüßen Melancholien und jeder Menge Gefühl in leisen Tönen. Wer's bis hierhin ausgehalten hat, muß jetzt ganz stark sein. Denn der Bruch ist gewaltig und es gibt teuflischen Krach auf die Ohren. Zu erst noch etwas gebremst mit Sarah Jezebel Deva, die ihre Stimme schon bei Cradle Of Filth, Angtoria, Therion und vielen anderen Bands und Projekten zum Tragen gebracht hat und jetzt mit „A sign of sublime“, ihrem Solo-Debüt, BlackMetal und Klassik mischt. Die nächsten im Reigen höllischer Musiken sind Heathen, deren Album „The evolution of chaos“ zwar schon im Januar rauskam, aber jetzt erst von mir bemerkt wurde. Heathen sind mal wahre Urgesteine des Thrash Metal. Die Band gibt es seit 1984, aber das aktuelle ist auch erst das dritte Album. Nach achtzehnjähriger Pause. Haut trotzdem voll auf die Zwölf, als wäre nix gewesen. Dazu paßt der Spruch „Es bleibt alles ganz anders“, oder in der Interpretation von Eluveitie eben „Everything remains as it never was“. Das ist der Titel des neuen Albums des achtköpfigen Schweizer Folk(Death)Metal-Orchesters, in das man als Fan dieser StilRichtung reingehört haben muß. Abschließend, für die ganz Verwirrten, für die MathCoreVersteher, GrindFreaks und experimentellen TaktStapler präsentieren wir N.A.M.E. und ihr erstes Album „Internet killed the audio star“. Wer als erster seine Synapsen wieder beisammen hat, hat gewonnen. Und als Entschädigung für den Krach:

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